Unmenschliche Treibjagden verursachen körperliches und seelisches Trauma bei Delfinen

Fishermen hunt dolphins in the town of Taiji, Wakayama Prefecture. KUMANO SHIMBUN/KYODO

Lokale Fischer jagen Delfine in Taiji, Japan. KUMANO SHIMBUN/KYODO

Trotz der Tatsache, dass Delfine unglaublich intelligente, kontaktfreudige und fühlende Wesen sind, entscheiden wir uns noch immer dafür, sie zu jagen. Entweder zu Tode, als Teil eines traditionellen Gemetzels oder um sie gefangen zu nehmen und sie in Marineparks und Aquarien auszustellen. Nun warnen Wissenschaftler, zusätzlich zu dem, dass diese Praxis veraltet und grausam ist davor, dass die Delfine dabei körperliche und seelische Traumata erleiden.

Im Journal of Applied Animal Welfare Science veröffentlichte ein internationales Team von Wissenschaftlern seine Ergebnisse. Sie führten eine Analyse durch, die sich auf frühere Forschungsarbeiten mit dem Focus auf die Delfinjagd in Japan bezieht. Während der Treibjagd treiben die Fischerboote kleine Herden von Delfinen in seichte Buchten, indem sie ein für die Tiere unangenehmes Geräusch auslösen, das sie durch das Schlagen von Hämmern auf trompetenförmige Metallstangen erzeugen.

Diese Methode zielt auf eine Vielzahl von kleinen Walarten ab, die einmal in die Enge getrieben, entweder wegen des Fleisches geschlachtet oder aus dem Meer geholt werden, damit sie in Aquarien ausgestellt oder in Shows vorgeführt werden. Zu den gejagten Arten zählen große Tümmler, Rundkopfdelfine, Rauzahndelfine, und Fleckendelfine sowie kleine Schwertwale, Kurzflossen-Grindwale und Breitschnabeldelfine.

Die berüchtigtste Jagd findet in der Stadt Tajii in Japan statt und war das Thema, der mit einem Oskar ausgezeichneten Dokumentation Die Bucht. Doch auch auf den Färöer-Inseln und den Salomonen finden diese Treibjagden statt.

Diejenigen, die zum Schlachten ausgesucht werden, werden an ihren Schwanzflossen weggeschleppt, um sie dann zu töten. Foto: Leah Lemieux

Ein offensichtlicher Stressfaktor bei der Jagd ist das intensive Unterwassergeräusch, das die Jäger auslösen. Dieser Lärm kann die Ohren der Wale ruinieren und ihre Fähigkeit zu kommunizieren zerstören. Zusätzlich entsteht dadurch eine schädliche Stressreaktion. Die Autoren merken an, dass der Anstieg der Stresshormone während der Jagd die Fortpflanzungsgesundheit beeinträchtigt und sogar zu einem frühen Tod führen kann. Die Stresshormone, die durch die Jagd ausgelöst werden, in Kombination mit der körperlichen Anstrengung, können auch zu Herz- und Muskelschäden führen.

In der flach gelegenen Bucht werden die Delfine oder Wale meist für ein paar Tage festgehalten. Sie erleiden oftmals Verletzungen, ihre Atmung wird schneller und sie können ertrinken. Sie können zudem ersticken, wenn sie zurückgehalten werden. Diejenigen, die zum Schlachten ausgesucht werden, werden an ihren Schwanzflossen weggeschleppt, um sie dann zu töten. Die Jäger müssen sich jedoch an eine bestimmte Quote halten; von daher wird ein Teil wieder ins Meer gelassen. Diese Tiere sind dabei aber manchmal so stark verletzt oder seelisch traumatisiert, dass sie in den darauffolgenden Tagen sterben oder sich selbst stranden.

“Das Ertrinken oder Ersticken, als Ergebnis des Zurückhaltens wäre bei jedem anerkannten Schlachtverfahren für Landsäugetiere nicht zulässig”, schreiben die Autoren und dass die Praxis die Richtlinien der Weltorganisation für Tiergesundheit missachtet.

Delfine sind für ihre eindrucksvolle Intelligenz bekannt. Sie verwenden Schwämme als Werkzeuge, haben ein soziales Bewusstsein entwickelt, agieren selbstlos und leben in komplexen und komplizierten sozialen Gemeinschaften. Leider macht sie die Tatsache, dass sie einen Verstand besitzen auch anfällig für das Trauma durch die Jagd.

“Ertrinken oder Ersticken aufgrund von forcierter Zurückhaltung wäre bei einem anerkannten Schlachtprozess für Landessäugetiere nicht erlaubt.” schreiben die Autoren. Foto: Ric O’Barry’s Dolphin Project

“Sozialität ist ein oft übersehener Aspekt des Tierschutzes”, erklärte die Studienautorin Philippa Brakes gegenüber IFLScience. Die Tiere können bekümmert sein, wenn sie miterleben, wie andere Gruppenmitglieder, mit denen sie eng verbunden sind, gejagt oder getötet werden. Indessen Mütter von ihren Kälbern getrennt werden, können bei der Wiedervereinigung hohe Dosen an Stresshormonen durch die Muttermilch übertragen werden, was folglich die Gesundheit des Kalbes beeinflussen kann.

“Es gibt zwingende wissenschaftliche Beweise dafür, dass der Vorgang der Jagd und der Gefangenschaft unmenschlich sind”, schlussfolgern die Forscher. “Basierend auf dem aktuellen Wissen und der hohen Wahrscheinlichkeit von Verletzungen und des Leides infolge der Jagd beteuern die Autoren, dass die Jagdmethode nicht auf humane Weise durchgeführt werden kann und aufgegeben werden sollte.”

Ob sie aufgegeben wird, liegt dabei in den Händen der japanischen Gesetzgeber, die trotz des wachsenden Drucks, diese Praxis noch zu verbieten haben.

“In Anbetracht Japans eklatanter Verletzungen und der Aussetzung der internationalen Abkommen zum Walfang scheint es, dass sie an dieser letzten Bastion des Küstenwalfangs festhalten. Ungeachtet des schrecklichen Leidens, das mit dieser Jagd verbunden ist und deren verheerender Auswirkung auf die Delfinpopulationen in den umliegenden Gewässern Japans”, sagte der Hauptautor Courtney Vail zu IFLScience.

Verstörendes Filmmaterial zeigt die extreme Grausamkeit der Treibjagd in Taiji.

Dieser Artikel wurde sinngemäß vom Ceta Journal aus dem Englischen übersetzt. Das Original ist unter IFLScience zu finden.

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